Resümee: Bis in jüngere Zeit schien es
selbstverständlich, die Kulturen der peripheren Weltregionen als Spiegel der
Ideen zu sehen, die von der dominanten europäischen Kultur geschaffen wurden.
So galten die von den Europäern vertretenen Ansichten über Lateinamerika lange
als absolute Wahrheit, wie auch das von dem Abenteurer Hans Staden im 16.
Jahrhundert in seinem Buch Warhaftige Historia...
geschaffene Bild über Brasilien, das noch im 19. Jahrhundert von Robert
Avé-Lallemant in seiner Bearbeitung Hans
Staden von Homberg bei den brasilianischen Wilden oder die Macht des Glaubens
und Betens bekräftigt wurde. Durch Stadens Behauptung, von der wahren
Geschichte eines Brasilien genannten Landes von nackten und kannibalischen
Wilden zu berichten, wurde die Wahrnehmung nicht nur der Region, auf die er
sich bezog, sondern des ganzen Landes, das daraus entstehen sollte,
stereotypisiert. Die erste Dekonstruktion des von Staden geschaffenen Bildes
vom „guten Europäer“ wird erst am Beginn des 20. Jahrhunderts erfolgen, nämlich
in den von Monteiro Lobato vorgenommenen Bearbeitungen, der literarischen
Version Duas viagens ao Brasil und
der Version für Kinder Aventuras de Hans
Staden. Dieser Artikel will zeigen, wie Staden das Bild des „guten
Europäers“ konstruiert, warum es von Avé-Lallemant bekräftigt werden wird und
wie Monteiro Lobato es dekonstruiert.
Abstract: Until
recently, it has been natural to perceive peripheral cultures as a reflection
of the ideas forged in the dominante European culture. In this way, the notions
produced by the Europeans about Latin America were considered to be the
absolute truth, like the image created by the 16th-century German
adventurer Hans Staden about Brazil, in his book Warhaftige Historia…, and reinforced in the 19th century
by Robert Avé-Lallemant in his adaptation Hans
Staden von Homberg bei den brasilianischen Wilden oder die Macht des Glaubens
und Betens. Once Staden claimed that he was telling the true story of a
country of naked and cannibalistic savages called Brazil, not just the region
he referred to, but the perception of the whole country that would originate
from it became stereotypized. The first deconstruction of Staden´s
“good-European” occurred at the beginning of the 19th century,
undertaken by Monteiro Lobato in his adaptations of the Staden´s book, the
literary version Duas viagens ao Brasil
and the version for children Aventuras de
Hans Staden. This article aims to show how Staden constructed the image of
the “good-European”; why it will be reinforced by Avé-Lallemant and how
Monteiro Lobato deconstructed it.
Vanete Santana-Dezmann é professora, pesquisadora e tradutora. Juntamente com John Milton, é responsável pelas Jornadas Monteiro Lobato USP-JGU. Tem pós-doutorado em Estudos da Tradução pela Universidade de São Paulo, com estágio de pesquisa no Goethe-Museum de Düsseldorf; doutorado em Teorias de Tradução pela Universidade de Campinas e mestrado na mesma área, também pela Universidade de Campinas, onde se graduou em Letras.
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